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Smart Grids: Neue Roadmap kurz vor dem Abschluss
Stuttgart. Baden-Württemberg will bis 2040 klimaneutral sein. Dann soll der Strom überwiegend aus erneuerbaren Energien, wie Wind und Solar, kommen. Gleichzeitig sollen auch weitere Sektoren elektrifiziert sein und werden damit zusätzlichen Strom benötige, etwa im Wärmebereich durch Wärmepumpen oder im Verkehrsbereich durch mehr und mehr Elektrofahrzeuge. Die Gaskrise und die hohen Energiepreise beschleunigen diese Entwicklung derzeit.
Energieerzeugung und -verbrauch aufeinander abstimmen
Da zudem der Strom aus erneuerbaren Energien anders als Strom aus Atomkraft, Kohle oder Gas nicht gleichmäßig rund um die Uhr zur Verfügung steht, sondern den Schwankungen von Wetter und Tages- und Jahreszeit unterliegt, gilt es auch die Stromnetze darauf vorzubereiten. Sie müssen intelligent werden.
Diese Smart Grids stehen für eine Vernetzung von unterschiedlichen, häufig dezentralen Energieerzeugungsanlagen, Speichern und Verbrauchern. Ziel ist es, Energieerzeugung und -verbrauch möglichst gut aufeinander abzustimmen. Intelligente Messsysteme übermitteln dazu Daten über den Zustand des Netzes, messen Erzeugung und Verbrauch und wissen, wo bei hoher Nachfrage und niedrigem Angebot Lasten zeitlich verschoben werden können, um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Bereits 2013 wurde eine erste Roadmap Smart Grids in Baden-Württemberg vorgelegt. Seitdem wurden viele Projekte angestoßen und in Reallaboren getestet, wie private Verbraucher, Ladestationen für E-Autos, Unternehmen, Speicher und Erneuerbare-Energien-Anlagen so gekoppelt werden können, dass das Netz auch bei einer schwankenden Einspeisung von Strom stabil bleibt.
Doch nun ist eine Neuauflage der Roadmap notwendig. Das Ziel ist es, die vielen Ansätze und Projekte für intelligente Netze in die Fläche zu bringen, notwendige rechtliche und organisatorische Rahmenbedingungen zu schaffen und auch Datenschutzfragen zu klären. Unter Führung der Plattform Smart Grids BW, einem branchen- und verbandsübergreifenden Verein im Bereich der Netzinfrastruktur, wurden deshalb in Workshops die Inhalte für eine neue Roadmap erarbeitet. Am kommenden Donnerstag sollen die Ergebnisse der verschiedenen Arbeitsgruppen bei einem Workshop zusammengeführt werden. Die neue „Smart Grids-Roadmap Baden-Württemberg 2.0“ soll im Dezember beim Smart Grids-Kongress vorgestellt werden.
Drängendste Probleme sind Zeit und Fachpersonal
In den Arbeitskreisen wurde schnell deutlich: Zu den drängendsten Problemen zählen die Zeit und das Fachpersonal. Etwa wenn es darum geht, intelligente Technik entsprechend einzubauen und auch das Netz zu digitalisieren. Das reicht von Smart Metern in Wohnhäusern bis zu entsprechender Technik bei Umschaltwerken und Ladesäulen. Allein die Installation der Geräte benötigt Zeit. Hinzu kommt noch, dass Schnittstellen standardisiert werden müssen. Denn was in einem kleinen Reallabor noch machbar ist, geht nicht mehr, wenn es um Millionen von Anlagen geht: Da kann nicht mehr bei jeder Photovoltaikanlage und jedem Hausanschluss ein Techniker vor Ort die Anlage für das intelligente Netz fit machen. Auch innerhalb des Netzes müssen alle Datenstellen technisch kompatibel sein, auch über verschiedene Netzbetreiber hinweg. Zudem stellt sich die Frage, wo intelligente Messtechnik eingesetzt werden kann, um schnell einen möglichst großen Effekt zu erzielen.
Ein weiteres Thema ist die Datenerhebung und -übertragung. Es gilt zu klären, wie die Daten verwendet werden dürfen und wie es dabei um Datenschutzfragen bestellt ist. Denn grundsätzlich können über intelligente Netz auch Rückschlüsse darauf gezogen werden, was wann in welchem Haushalt geschieht.
Und auch der wirtschaftliche Betrieb dieser Netze muss geregelt sein. Dabei stellen sich auch Fragen nach Strompreisen zu unterschiedlichen Tageszeiten, angepasst an Angebot und Nachfrage, um zur Netzstabilität beizutragen.
Smart Grids-Roadmap 2.0:
https://smartgrids-bw.net/sg-roadmap-bw/
Mehr zum Thema Energiewende lesen Sie in der Beilage Klima & Energie und im interaktiven PDF unter: