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Rechtspfleger: Damit Opfer ihr Vermögen zurückbekommen
KARLSRUHE. „Straftaten dürfen sich nicht lohnen“, sagt Rechtspflegerin Gundula Seeger überzeugt. Damit das auch so bleibt, daran arbeitet sie jeden Tag. Sie ist bei der Generalstaatsanwaltschaft in Karlsruhe und bei der Staatsanwaltschaft Mannheim in der Vermögensabschöpfung tätig. Vermögensabschöpfung bedeutet, dass Tätern der Vermögensvorteil weggenommen wird, den sie durch Straftaten erlangt haben. „Genau an diesem Punkt arbeite ich“, sagt Seeger. „Ich versuche den Tätern das durch Straftaten Erlangte wegzunehmen und den Opfern zurückzugeben.“
In der Staatsanwaltschaft Mannheim ist die Rechtspflegerin in eigenen Verfahren tätig, in denen sie auch vollstreckt – zum Beispiel werden Geldstrafen verhängt. In der Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe hat Seeger mit Kryptowährungen zu tun.
Berufe im öffentlichen Dienst
Seeger berät Staatsanwaltschaften in Sachen Kryptowährungen
Immer mehr Straftäter nutzen Kryptowährungen für ihre kriminellen Geschäfte. Die Generalstaatsanwaltschaft in Karlsruhe ist nicht nur Zentralstelle für Vermögensabschöpfung, sondern auch für die Verwaltung und Verwertung von Kryptowährungen. „Wir nehmen die virtuellen Währungen für die anderen Behörden in Empfang und bewahren sie in einer Wallet, also einer elektronischen Geldbörse, auf“, erklärt Seeger. „Die Strafverfahren, aus denen diese virtuellen Währungen stammen, werden durch die einzelnen Staatsanwaltschaften vor Ort selbst geführt, ohne dass wir dort mitwirken.“ Sie würden nur beratend tätig, wenn es darum geht, wie im rechtlichen Sinne virtuelle Währungen sichergestellt werden müssen, wie sie hinterher verwertet werden, so Seeger. „Und wir beraten im Hinblick auf die technische Umsetzung und sind daran dann auch selbst beteiligt.“ Der Tausch der Kryptowährung in Euros stellt dabei eine besondere technische Herausforderung dar.
So facettenreich ist der Beruf des Rechtspflegers
Rechtspfleger sind hauptsächlich bei Gerichten oder bei Staatsanwaltschaften tätig: Bei Gerichten im Bereich der Zwangsvollstreckung, der Mobiliarvollstreckung oder auch im Bereich der Zwangsversteigerung von Grundstücken. Rechtspfleger führen das Grundbuch, das Handelsregister, sind tätig in Vormundschafts- und Betreuungssachen und im Bereich von Insolvenzverfahren. Die Ausbildung beinhaltet auch viel Praxis bei einem Amtsgericht oder in der Staatsanwaltschaft.
Seeger bereitet auch Schulungen für Rechtspfleger im Bereich Vermögensabschöpfung vor und fährt häufig vor Ort zu den einzelnen Staatsanwaltschaften. Kürzlich war sie an der Deutschen Richterakademie in Wustrau und hat Teilnehmern aus allen 16 Bundesländern einen Überblick über Vermögensabschöpfung gegeben. „Wir haben auch einen Erfahrungsaustausch auf Polizeiebene. Einmal im Jahr gibt es eine Veranstaltung mit der Justiz, bei der wir auch eine Präsentation über ein bestimmtes Thema im Bereich der Vermögensabschöpfung halten.“
Rechtspflegerausbildung mit viel Praxisbezug
Seeger hat sich schon immer für juristische Berufe interessiert. Kurz vor dem Abitur hat sie sich informiert und schnell Gefallen am Beruf des Rechtspflegers gefunden. Die Ausbildung fand sie sehr abwechslungsreich. Neben dem Lernen an der Fachhochschule ist man in der Praxisphase zwölf Monate lang einem Rechtspfleger bei einem Amtsgericht oder einer Staatsanwaltschaft zugewiesen.
Dabei besonders in Erinnerung geblieben sind ihr Zwangsversteigerungen. „Im Bereich der Vermögensabschöpfung haben wir das nicht selten, denn unsere Straftäter sind auch Immobilienbesitzer. Und diese Immobilien sind oft finanziert mit Geldern, die aus Straftaten stammen.“
Im Bereich der Vermögensabschöpfung treffen all die Rechtsgebiete, in denen der Rechtspfleger seine Ausbildung erhält, aufeinander – das bereitet Seeger besondere Freude an ihrem Beruf. „Insofern ist es spannend, wenn man sich nicht immer nur auf ein Gebiet fokussiert, sondern eine Vielfalt von unterschiedlichen Themen bearbeiten kann.“