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Hindenburg und Co.: Konstanz bereinigt Straßennamen

Der Gemeinderat in Konstanz tilgt Benennungen zu Ehren von Hindenburg und Co. aus dem Stadtplan. Nach acht Jahren Diskussion werden nun sechs Straßen unbenannt.
Einkaufsstraße, Fußgängerzone, Kanzleistraße, Altstadt, Konstanz

So schön das Straßenbild in Konstanz auch ist, manche Straßennamen waren bisher historisch belastet.

dpa/imageBROKER/Schoening)

KONSTANZ. Nach achtjähriger Diskussion hat der Gemeinderat beschlossen, sechs Straßen umzubenennen. Grüne, Linke, Junges Forum und SPD sprachen sich dafür aus, CDU, Freie Wähler und FDP waren dagegen. Letzteres galt auch für Oberbürgermeister Uli Burchardt (CDU). Benannt sind die Straßen nach Personen, die als Repräsentanten des Nationalsozialismus gelten. Darunter ist der Reichspräsident Paul von Hindenburg, der im Januar 1933 durch die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler die Machtergreifung der Nationalsozialisten erst ermöglicht hat.

Name von Motoren-Ingenieur fliegt aus Konstanzer Straßenverzeichnis

Außerdem verschwindet der Name des Erfinders des Wankelmotors, Felix Wankel, der sich in der nationalsozialistischen Jugendarbeit engagiert hatte. Auch der Name des von 1946 bis 1957 amtierenden Konstanzer Oberbürgermeisters Franz Knapp wird nicht mehr im Straßenbild zu sehen sein, weil er 1938 als städtischer Rechtsrat an der finanziellen Zerschlagung der jüdischen Gemeinde beteiligt war. Conrad Gröber, Otto Roggenbass und Werner Sombart werden fortan nicht mehr geehrt. Ersetzt werden die Namen durch Bezeichnungen wie Schwedenschanze, Pfänderstraße, Robert-Gerwig-Straße, Ralf-Dahrendorf-Straße und Emma-Herwegh-Straße.

Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, die Namen beizubehalten und das Straßenschild mit einer kritischen Einordnung der jeweiligen Person auf einer Texttafel zu ergänzen. Von der Straßenumbenennung sind rund 1400 Bewohner und über 80 Gewerbebetriebe betroffen. Bewohner, die in den vergangenen Jahren an einer Bürgeranhörung teilgenommen hatten, waren ebenfalls mehrheitlich gegen den Austausch von Namen. Die Straßenbenennungskommission des Gemeinderats, in der jede Fraktion einen Vertreter entsendet, hatte sich bis auf einen Fall für eine Umbenennung ausgesprochen.

Die Befürworter einer Umbenennung führten an, dass man zur Geschichte stehen müsse und die Tilgung von Namen alternativlos sei. Die Kritiker meinen, dass durch eine kritische Einordnung die Erinnerung an das Geschehene wachgehalten werde. Geschichte könne durch eine Umbenennung nicht geändert werden. In anderen Städten ist das Ergänzen von erläuternden Texten von kritischen Straßennamen die Regel.

Verwaltung kritisiert hohen Aufwand durch Umbenennung

Die Verwaltung kritisierte, dass es für Bewohner und Betriebe aufwendig sei, die Änderung umzusetzen. Nur die Umbenennung der Franz-Knapp- in Rathauspassage hatte die Verwaltung befürwortet. Dort seien Anlieger und Betriebe nicht betroffen. Das öffentliche Interesse an der Umbenennung überwiege.

Quelle/Autor: Marcus Dischinger

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