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Kommentar: Die Gendersprache – ein Sprachchaos
KEHL. Gendern spaltet die Gemüter. Einige appellieren an die Toleranz der Bevölkerung, andere wünschen sich ein Ende des Sprachchaos.
Unter „Gendersprache“ wird eine sprachliche oder schriftliche Ausdrucksform verstanden, mit der sich alle Geschlechter angesprochen fühlen sollen. Im deutschen Sprachgebrauch wird bei der Umschreibung von Personen und Berufsgruppen in der Regel das generische Maskulinum benutzt. Allerdings gibt es verschiedene schriftliche Möglichkeiten, um zu gendern. Eine Option ist die Nennung der maskulinen und der femininen Form gleichermaßen. Hier werden jedoch keine weitergreifenden Identitäten miteinbezogen.
Gender-Erklärungen und Gender-Zeichen
Begriffe können auch neutralisiert werden, indem anstelle der maskulinen Form eine geschlechtsneutrale Beschreibung genutzt wird. Oftmals arbeiten Journalisten und Autoren auch mit Gender-Erklärungen, die aussagen, dass mit der maskulinen Schreibweise alle Geschlechter gemeint sind. Zudem können auch Gender-Zeichen genutzt werden. Obwohl die Meinungen darüber auseinander gehen, hat sich das Gendersternchen überwiegend etabliert, da nicht nur Männer und Frauen damit angesprochen werden, sondern auch andere Geschlechteridentitäten, die sich in die Gruppe LGBTQ+ einordnen.
Die Gendersprache soll also die Einbeziehung aller Geschlechter und die Aufhebung der Ungleichheiten im deutschen Sprachgebrauch erzielen. Denn bereits in Artikel 3 Absatz 2 Satz 1 des deutschen Grundgesetztes heißt es, dass Männer und Frauen gleichberechtigt sind. Diese Gleichstellung fehlt allerdings laut einigen Menschen noch in der deutschen Sprache. Durch das generische Maskulinum werden intersexuelle Menschen sowie Frauen unterrepräsentiert. Folglich wird eine sprachliche Inklusion dadurch ausgeschlossen.
Gendern führt zu mehr Ungleichheit
Allerdings wird mit dem Gendern genau das Gegenteil erzielt, da die Geschlechter sprachlich voneinander getrennt werden. Es geht also am Ziel der Gleichberechtigung vorbei. Darüber hinaus verlangt es weit mehr Taten, um eine vollständige Inklusion zu erreichen, als das Einführen verwirrender Schreibweisen.
Bevor wir zum Gendern verpflichtet werden, sollten wir an praktischeren Maßnahmen wie der Beseitigung der Gehaltunterschiede von Männern und Frauen arbeiten. Es ist auch eindeutig, dass durch das Gendern die lesbare und verständliche Schreibweise nicht mehr gewährleistet ist. Texte werden künstlich verlängert und verwirren die Leser. Das Lesen wird umständlicher und ein langwieriger Prozess. Die deutsche Sprache wird auch als Sprache der Dichter und Denker bezeichnet. Wenn allerdings in allen Texten gegendert werden würde, hat dies nicht mehr viel mit Poesie oder Lyrik zu tun, sondern führt zu einer Ansammlung von unnötigen Wörtern, Satzzeichen und der Neutralisierung von allen.
Generisches Maskulinum soll die Sprache erleichtern
Grundsätzlich ist die grammatikalische männliche Bezeichnung von Personen und Berufsgruppen nicht dazu gedacht, andere Geschlechter auszuschließen. Sie soll ursprünglich den allgemeinen Sprachgebrauch erleichtern, denn schließlich ist Deutsch zwar eine schöne, doch auch eine komplizierte Sprache. Da das generische Maskulinum nicht auf das biologische Geschlecht schließen lässt, findet hier auch keine Diskriminierung statt.
Hinzu kommt die Schwierigkeit, ein Alltagsleben auf eine nicht einheitliche Sprache zu stützen. Wenn bei jedem Gespräch erst abgetastet werden muss, mit welcher grammatikalischen Form das Gegenüber angesprochen werden möchte, wird auch das soziale Miteinander unnötig erschwert.
Bei all dem stellt sich die Frage, ob Deutsch wirklich eine sexistische Männersprache ist oder ob das Thema unnötig in den Fokus gerückt wird. Letztendlich gibt definitiv wichtigere Themen in Deutschland, über die diskutiert werden sollte. Die einfachste Option ist es, dass in Texten eine Gender-Erklärung eingefügt wird. Auf diese Weise kann sich jedes Geschlecht angesprochen fühlen. Im mündlichen Sprachgebrauch kann die Nennung beider Geschlechter als Kompromiss etabliert werden. Damit könnte eine goldene Mitte für alle Seiten erzielt werden.
Noch ist das deutsche Recht nicht so weit, eine gendergerechte Sprache als Pflicht einzuführen. Solange dies nicht der Fall ist, muss am Ende jeder für sich entscheiden, was man vom Gendern hält.
Quelle/Autor: Carolin Enderle, Sophie Murr