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Nachhaltiges Wirtschaften: Alb-Donau-Kreis erarbeitet Konzept für Bioökonomie

Weg von fossilen Rohstoffen bei der Produktion und hin zu Ressourcen, die nachwachsen oder nachhaltig sind. Das ist das Credo von Anhängern der Bioökonomie. Im Alb-Donau-Kreis hat man sich nun auf den Weg gemacht, herauszufinden, wie nachhaltiges Wirtschaften aussehen kann. Ein Konzept soll im kommenden Frühjahr vorliegen.
Die Blau im Blautal, ein 14,5 km langer, linker Nebenfluss der Donau von Blaubeuren nach Ulm, Alb-Donau-Kreis, Baden-Württemberg, Deutschland, Europa

Die Wälder im Alb-Donau-Kreis bieten eine Ressource, mit der die Bioökonomie sehr gut arbeiten könnte.

dpa/CHROMORANGE/Walter G. Allgoewer)

ULM. 33 Naturschutzgebiete, der Donauradweg, fünf Fernwanderwege, eine einzige Große Kreisstadt, rund 295 kleinere Gemeinden, Höfe und Weiler – wenn ein Landkreis zum ländlichen Raum zählt, dann ist es der Alb-Donau-Kreis ganz im Osten des Bundeslandes.

Noch deutlicher wird das, wenn man zwei weitere Zahlen hinzunimmt: Der Landkreis verfügt zu 57 Prozent über landwirtschaftliche Nutzfläche, knapp 30 Prozent sind Wald. Genau das ist ein großes Potenzial. Der Kreis erarbeitet derzeit eine Konzeption, wie mithilfe von Bioökonomie wirtschaftliches Handeln grundlegend verändert werden könnte. Äcker und Bäume spielen dabei eine besonders große Rolle.

Biomasse scheint besonders interessant zu sein

Der Alb-Donau-Kreis ist der erste Kreis in Baden-Württemberg, der sich in Sachen Bioökonomie konzeptionell auf den Weg macht. „Es gibt eine Landesstrategie, aber wir wollen schauen, wie das bei uns ganz spezifisch umgesetzt werden könnte“, sagt Matthias Wittlinger.

Der Fachdienstleiter für Bildung und Nachhaltigkeit im Landkreis hat dabei vor allem die Biomasse im Blick, die im Landkreis aufgrund der vielen Acker- und Waldflächen zuhauf anfällt. Über Biomasseanlagen werde sie schon in großen Mengen zu Wärme verarbeitet, so Wittlinger. Noch unterrepräsentiert sei hingegen die stoffliche Nutzung von Biomasse. So könnten aus Holz zunächst Schüsseln entstehen, die erst später zum Brennstoff werden.

Um wieviel Biomasse es sich im Landkreis handelt? „Das wissen wir noch gar nicht so genau, was hier umgesetzt wird, aber wir werden das im Rahmen der Konzeption erheben“, betont Wittlinger. Allein um die Menge geht es dabei aber nicht. „Ein rein quantitativer höherer Durchsatz von Biomasse im Wirtschaftssystem stellt kein Kennzeichen für eine nachhaltige Nutzung von Ressourcen dar“, heißt es im Zwischenbericht, der dem Verwaltungsausschuss nun vorgestellt wurde. Es kommt eher darauf an, möglichst effizient und nachhaltig mit der entstehenden Biomasse umzugehen. Der Alb-Donau-Kreis hat Sigrid Kusch-Brandt als Nachhaltigkeitsforscherin von der Hochschule Ulm ins Landratsamt geholt. Sie soll die Konzeption bis zum ersten Quartal 2024 erstellen. Erarbeitet hat sie bereits eine Stärken-Schwäche-Analyse des Landkreises mit Blick auf die Bioökonomie. Anfang Mai sollen diese Stärken und Schwächen in einem Workshop mit vier Expertengruppen diskutiert werden.

Daraus sollen Arbeitsfelder entwickelt werden, die nach Prioritäten geordnet abgearbeitet werden. „Bei den Expertengruppen sind unter anderem Unternehmer, Verbände, Landwirte und Wissenschaftler dabei“, erklärt Wittlinger. Zentral dürfte die Frage sein, wie es eigentlich mit der schon etablierten Nutzung von Biomasse zur Wärmegewinnung weitergehen soll. „Energetisch sinnvoller wäre es eigentlich, das durch Biomasse entstehende Gas als Biomethan aufzubereiten und dieses als Erdgas in die Versorgungsleitungen einzuspeisen“, glaubt er.

Der Fachdienstleiter weist darauf hin, dass die Konzeption, die nun für den Landkreis entworfen werde, erst einmal zeige, was möglich wäre. Das könnte etwa für die Abfallwirtschaft zutreffen. Die Verantwortlichen dort könnten künftig Überlegungen anstellen, den Inhalt der Biotonne selbst zu verwerten und die Biomasse nicht in einen anderen Landkreis bringen zu lassen. Das und viele andere Punkte, die dann als Handlungsoptionen aufgelistet werden, sind aber Entscheidungen, die am Ende der Kreistag treffen muss.

Alb-Donau-Kreis leistet Pionierarbeit für andere

Die Tatsache, dass sich zunächst ein Landkreis nun auf den Weg gemacht hat, eine Konzeption zu erarbeiten, ist für Wittlinger nicht unbedingt gesetzt. „Das könnte auch eine Kommune sein, die Erarbeitung könnte auch im Rahmen von Metropolregionen erfolgen.“ Im Alb-Donau-Kreis leistet man derzeit jedenfalls Pionierarbeit für die Landkreise, die in Zukunft möglicherweise nicht mehr umhinkommen, ebenfalls auf die Bioökonomie zu setzen.

Bioökonomie hat viele Facetten

Der Begriff der Bioökonomie wird teils als Transformation der fossilen hin zu einer Wirtschaft definiert, die nachwachsende Rohstoffe nutzt. Andere Definitionen meinen, dass es sich um alle Formen der Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe handelt, etwa in der Papierherstellung, in der Arzneimittelproduktion oder der Lebensmittelverarbeitung. In der „Landesstrategie Nachhaltige Bioökonomie Baden-Württemberg“ wird Bioökonomie als wissensbasierte Erzeugung und Nutzung biologischer Ressourcen, Prozesse und Prinzipien beschrieben, die Produkte und Dienstleistungen in allen wirtschaftlichen Sektoren zukunftsfähig genutzt werden können. (

Quelle/Autor: Marcus Dischinger

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