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Biodiversitätsberater wollen Bewusstsein schaffen und sensibilisieren
STUTTGART/LUDWIGSBURG. Als Alicia Läpple die Stellenanzeige beim Landratsamt Ludwigsburg sah, war für sie rasch klar: Das ist die Chance, mich für mehr Biodiversität in der Gesellschaft und insbesondere in der Landwirtschaft zu engagieren. Die neue Beraterstelle ist im Fachbereich Landwirtschaft des Ludwigsburger Landratsamts angesiedelt.
„Der Erhalt und die Förderung der Biodiversität zählt neben dem Klimaschutz zu den wichtigsten Herausforderungen unserer Zeit und gewinnt weiter an Bedeutung“, sagt die 26-Jährige, die seit 1. August Beraterin für Biodiversität in der Landwirtschaft ist.
Berufe im öffentlichen Dienst
Auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen
Die Landwirtschaft sei ein zentraler Akteur bei der Umsetzung von Biodiversität, sagt Läpple. Sie ist selbst auf einem landwirtschaftlichen Betrieb aufgewachsen und möchte Landwirte bei der Umsetzung von biodiversitätssteigernden Maßnahmen begleiten und unterstützen. „Hierzu bedarf es neben einer gesamtbetrieblichen Beratung auch entsprechender Förderprogramme“, betont Läpple.
Ihren Master in Agrarwissenschaften hat sie 2021 an der Universität Hohenheim abgeschlossen. Und schon während des Studiums beschäftigte sie sich mit Biodiversität in der Landwirtschaft in Vorlesungen und schrieb auch Hausarbeiten dazu.
Lernen Sie weitere Berufe im öffentlichen Dienst kennen in unserem Dossier „Berufe im öffentlichen Dienst“.
„In meiner Masterarbeit nahm die Biodiversität einen zentralen Bestandteil ein“, sagt Läpple. Unter anderem ging es dabei um Blühmischungen im Hausgarten. Und nach dem Studium hat sie bei dem Projekt „Blühende Randstreifen zur Förderung der floristischen und faunistischen Artenvielfalt im intensiv genutzten Grünland“ an der Universität Hohenheim mitgewirkt.
Im Ludwigsburger Landratsamt verantwortet sie nun den Bereich der Beratung und Begleitung von landwirtschaftlichen Betrieben bei Maßnahmen zur Steigerung der Biodiversität sowie die Umstellung auf ökologischen Landbau. Außerdem zählt die Beratung und Begleitung von Kommunen bei der Erstellung von Biotopvernetzungs-Konzeptionen und Biotopverbund-Planungen zu ihrem Aufgabenbereich.
„Mein Ziel ist es, Naturschutz und Landwirtschaft miteinander zu verbinden“, betont die junge Beraterin. Nach ihrer Ansicht bedarf es deshalb auch eines Umdenkens in der Gesellschaft, welche durch ihr (Konsum-)Verhalten und im direkten Umfeld wie etwa am Hausgarten einen großen Einfluss auf die Biodiversität leisten kann.
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Die Landwirtschaft hat sich innerhalb der letzten Jahrzehnte stark verändert. Die Fruchtfolgen sind enger geworden, gleichzeitig werden ertragsschwache und schwierig zu bewirtschaftende Flächen kaum mehr genutzt oder sind zu Wald geworden. Intensivierung und Nutzungsaufgabe bedrohen deshalb die Biodiversität.
Unter dem Begriff „biologische Vielfalt“ oder „Biodiversität“ wird die innerartliche Vielfalt, die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten und ihrer Biotope (Lebensräume) verstanden. Weil der Klimawandel die biologische Vielfalt beeinflusst, wurde mit dem Biodiversitätsstärkungsgesetz ein Instrument geschaffen, um die rund 50 000 Tier- und Pflanzenarten in einem der artenreichsten Bundesländer zu schützen.
Umsetzung des Gesetzes erfordert entsprechendes Personal
Das Biodiversitätsstärkungsgesetz trat im Juli 2020 in Kraft. Für die Umsetzung benötigt es entsprechendes Personal, welches den Mehraufwand in der Beratung und auch die Umsetzung des Fachrechts leistet. Das Land Baden-Württemberg stellt daher den Landkreisen ab 2022 entsprechende Finanzmittel zur Verfügung, um das Personal im Bereich der unteren Verwaltungsbehörden aufzustocken. Im Laufe der Zeit werden nun die Stellen der Biodiversitätsberater nach und nach besetzt – so auch beispielsweise im Landkreis Esslingen.
„Schon die Klimaveränderungen in den letzten 100 Jahren mit einem Anstieg der Jahresmitteltemperatur um circa ein Grad Celcius hatten deutlich beobachtbare Veränderungen in der Pflanzen- und Tierwelt Baden-Württembergs zur Folge, wie beispielsweise die Ausbreitung der Gelbbindigen Furchenbiene“, schreibt die Landesanstalt für Umwelt.
Ökologischer Landbau und die dazugehörigen Fördermittel
Durch eine intensive Öffentlichkeitsarbeit möchte Alicia Läpple bei Landwirten und Konsumenten ein Bewusstsein schaffen und für Maßnahmen zu mehr Biodiversität sensibilisieren.
Zugleich berät sie, wie die landwirtschaftlichen Betriebe auf ökologischen Landbau umstellen können und wie sie an Fördermittel kommen. Weitere Aufgaben sind die Durchführung von Infoveranstaltungen, Praxistagen und Fachvorträge halten, sagt die 26-Jährige.
Das Gesetz zur Stärkung der Biodiversität geht auf die Eckpunkte zur Weiterentwicklung des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ zurück. Wesentliche Punkte der Novellen sind der Ausbau des Anteils der ökologischen Landwirtschaft auf 30 bis 40 Prozent bis zum Jahr 2030 und die Reduktion der chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel um 40 bis 50 Prozent bis 2030.