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Zu wenig Nachwuchs im Handwerk: SPD-Fraktion will Schulgesetz ändern
STUTTGART. Angesichts des Nachwuchsmangels im Handwerk will die SPD das Schulgesetz ändern. Dort soll ausdrücklich vermerkt werden, dass die Gymnasien nicht nur für ein Studium, sondern auch eine berufliche Ausbildung qualifizieren. Außer der FDP sieht weder die Landesregierung noch eine der übrigen Fraktionen einen Anlass, das Schulgesetz zu ändern. Der Tenor in der ersten Lesung des Gesetzentwurfs der SPD war, dass es nicht Änderungen im Gesetz, sondern in der Praxis geben müsse, um auch für Gymnasiasten eine Berufsausbildung attraktiver zu machen.
Stefan Fulst-Blei (SPD) verwies darauf, dass immer weniger junge Menschen sich für die Aufnahme einer beruflichen Ausbildung entscheiden, obwohl die finanziellen Aussichten in Teilen mittlerweile jene im akademischen Bereich übertreffen. Andererseits machen die Zahlen bei den Handwerksbetrieben deutlich, dass rund 30 Prozent jedes Jahrgangs, der heute eine berufliche Ausbildung aufnimmt, über die Hochschulreife verfügt.
Schopper: Mangel auch im akademischen Bereich
Weil die Gymnasien schon jetzt eine der Hauptzubringerschulen für eine berufliche Bildung seien, sollte auch das Schulgesetz entsprechend angepasst werden. Dadurch werde die rechtliche Grundlage einer konsequenten Ausrichtung der Gymnasien auch auf die berufliche Ausbildung geschaffen, erläuterte Fulst-Blei.
Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) bekräftigte, dass es einen Mangel sowohl im akademischen Bereich als auch in Handwerksberufen gebe. Aber allein dadurch, dass man etwas in ein Gesetz hineinschreibe, ändere sich in der Sache nichts. Außerdem verwies sie darauf, dass das Anliegen der SPD schon im Schulgesetz verankert sei. Dort stehe, dass alle Schularten den Auftrag haben, die jungen Menschen im Land auf die Mannigfaltigkeit der Lebensaufgabe sowie die Anforderungen der Berufs- und Arbeitswelt mit ihren unterschiedlichen Aufgaben und Entwicklungen vorzubereiten.
„Schon im Gesetz berücksichtigt“
Auch Schoppers Parteikollege Bernd Mettenleiter (Grüne) verwies darauf, dass im bestehenden gymnasialen Schulgesetz die Möglichkeit einer beruflichen Ausbildung berücksichtigt werde. Dort sei verankert, dass Gymnasien berufsorientierte Bildungsinhalte vermitteln, zu berufsbezogenen Bildungsgängen führen, und an bestimmten Formen von beruflichen Gymnasien direkt zu Berufsschulabschlüssen hinführen können.
Andreas Sturm (CDU) betonte, dass es für eine erfolgreiche Berufs- und Studienorientierung nicht mit einem ergänzenden Passus in irgendeinem Schulgesetz getan sei. Vielmehr sei Best Practice für eine gelingende Umsetzung vor Ort wichtig und kein theoretischer Passus in einem Schulgesetz.
AfD: Aufgabe nicht an Gymnasien delegieren
Alena Trauschel (FDP) begrüßte dagegen den Gesetzentwurf der SPD. Für sie ist die Steigerung der Attraktivität und vor allem der Sichtbarkeit der beruflichen Ausbildung insbesondere in der gymnasialen Oberstufe dringend notwendig. Rainer Balzer (AfD) bezeichnete die Rückbesinnung zur Aufnahme einer beruflichen Ausbildung als richtig, aber nicht über das Gymnasium. Denn dieses sei eine Schule für viele, aber eben nicht für alle. Deshalb könne man die Aufgabe nicht ernsthaft an die Gymnasien delegieren. Für Balzer ist der Gesetzentwurf der SPD ohne Substanz.
Quelle/Autor: Rainer Lang