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Wie Bäume das Stadtklima nachhaltig verbessern können
STUTTGART. Bei hohen Temperaturen bieten Bäume in Städten schattige Plätze und können die Temperaturen senken. Durch die Verdunstung verbessern Bäume das Mikroklima und kühlen durch den Schattenwurf Asphalt und Beton. Damit dies auch als langfristige Lösung für Kommunen infrage kommt, brauchen Bäume bei anhaltender Hitze vor allem eines: Resilienz.
Somidh Saha ist Leiter des vom Bundesforschungsministerium geförderten Projekts „Inter- und transdisziplinäre Entwicklung von Strategien zur Erhöhung der Resilienz von Bäumen in wachsenden Städten und urbanen Regionen (GrüneLunge)“ am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Resilienz bedeutet die Fähigkeit, trotz äußerer Einwirkungen wie dem Klimawandel weiter zu bestehen und wichtige Funktionen aufrechtzuerhalten. Bisher lag der Fokus der Forschung auf Bäume in Wäldern. „In Zukunft müssen wir diese Prozesse jedoch im Detail an Bäumen untersuchen, die in gebauter Umgebung wachsen“, so Saha.
Er gibt zu bedenken, dass das artspezifische Potenzial verschiedener Baumarten zur Kühlung der städtischen Umwelt für viele Arten noch unzureichend erforscht sei. „Das Schließen dieser Wissenslücke ist für die Optimierung der Erhaltung, Pflege und Planung städtischer Bäume entscheidend.“
Stadtplaner müssen bei der Wahl der Bäume abwägen
Wie stark Bäume ihre städtische Umwelt kühlen können, hängt mit der Transpirationsrate ihrer Blattfläche zusammen. Während der Transpiration öffnen Bäume ihre kleinen Poren an den Blättern und setzen Wasser frei. Die Größe dieser Stomata genannten Öffnungen und die Dauer des Öffnens oder Schließens variieren stark zwischen den Baumarten.
Gibt ein Baum während einer Dürre weiterhin Wasser ab, kann seine Krone absterben oder sogar der ganze Baum. „Städtische Grünplanung sollte deshalb einen Kompromiss zwischen der Kühlkapazität einer Art und ihrer Resilienz gegen Trockenheit berücksichtigen“, empfiehlt Saha.
Fehlender Platz für Wurzeln
Eine Herausforderung der städtischen Forstwirtschaft sieht der Experte auch im fehlenden Platz für Wurzeln, da viele unterirdische Flächen für Infrastruktur gebraucht werden. „Wenn wir den Bäumen einen ausreichenden Wurzelraum bieten, haben wir einen höheren Wasserspeicher im Boden und benötigen weniger Bewässerung“, so der Forstwissenschaftler. Deutschland werde in Zukunft durch zunehmende Dürre anfälliger für Trinkwassermangel werden: „Um den Wasserverbrauch zu reduzieren, sollten wir die Bewässerung von städtischen Bäumen und Wäldern optimieren.“
Einige Kommunen wie die Stadt Herrenberg setzen auf Sensoren. Beim neugestalteten Seeländer-Platz hat sie das Bewässerungssystem für die Bäume gleich mitverlegt. Auf einem Dashboard können die Mitarbeiter den Stand der Feuchtigkeit ablesen. Hier geschieht die Bewässerung künftig vollautomatisch. Alle Bäume im Stadtgebiet werden noch nicht mit der Technik bewässert: In den anderen Stadtteilen sollen aber bald einzelne Bäume mit Sensoren ausgestattet werden.