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Zu wenig Frauen gründen Startups – Land will nachbessern
STUTTGART. „Wir wollen gemeinsam daran arbeiten, dass mehr Frauen Startups gründen können“. Darin seien sich „die demokratischen Fraktionen im Landtag einig“, sagte Nese Erikli (Grüne) zum Abschluss der Aussprache über die von ihrer Fraktion beantragten Stellungnahme des Wirtschaftsministeriums zum Thema „Gleichstellung in der Startup-Förderung“.
Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) sieht Baden-Württemberg auf einem richtigen Weg mit einem langsam steigenden Anteil von Frauen, der bei Firmengründungen aktuell bei einem Drittel liege und bei Startups zwischen 16 und 17 Prozent.
„Andere Qualitätsstandards“
Die Ministerin bekräftigte jedoch auch, dass es unbestritten sei, „dass wir gemeinsam noch viel tun müssen“. Sie will Frauen ermöglichen, sich stärker in die Startup-Szene einzubringen. Frauen hätten nicht nur eigene Qualitätsstandards, sondern würden auch oft bessere Wege gehen. So würden sie nicht nur technologische Ansätze verfolgen, sondern „sie überlegen sich auch den Nutzen für die Gesellschaft“.
Sie beklagte, dass Gründerteams aktuell immer noch zu 82 Prozent aus Männern bestehen würden. Die CDU-Politikerin verwies darauf, dass das Land im Rahmen der 2017 gestarteten Startup-Kampagne schon viel auf den Weg gebracht habe. Neben der Startup-Night am 21. Juli in Stuttgart und dem Startup-Summit auf der Landesmesse am 30. September will das Land im Bereich der finanziellen Förderung weitere Maßnahmen auf den Weg bringen, weil der Zugang zu Wagniskapital für Frauen schwieriger sei als für Männer.
Höherer Einsatz von Kinderbetreuung
Dies findet Nese Erikli diskriminierend. „Die Leistungen von Frauen im innovativen Bereich sind nicht minder herausragend“, betonte sie unter Verweis auf die Biontech-Gründerin Özlem Türeci. Dass nur jedes siebte Startup von Frauen gegründet werde, liege unter anderem daran, dass Frauen einen höheren Einsatz bringen würden bei der Betreuung von Kindern sowie in der Familie.
Erikli betonte, dass mit dem Koalitionspartner CDU Maßnahmen zur Lösung des Problems auf den Weg gebracht worden seien. Sie nannte passgenaue Fördermaßnahmen und eine spezielle Internet-Plattform für Frauen. Außerdem zeigte sie sich über die mehr als 500 Gründungsideen aus dem Hochschulbereich seit 2019 erfreut.
Die Ministerin als Vorbild
Kathrin Schindele (CDU) lobte die vielfältigen Förderungsmöglichkeiten des Wirtschaftsministeriums. Die Ministerin sieht sie als Vorbild für viele Frauen. Schindele hält es für wichtig, Schülerinnen anzusprechen als kommende Gründerinnen. „Wir haben die am besten ausgebildete Frauengeneration. Dieses Potenzial wollen wir nutzen.“
Dorothea Kliche-Behnke (SPD) sieht es als positives Zeichen, dass „das Problembewusstsein bei den Regierungsfraktionen da ist“. Dass die Hälfte der 5000 Gründungsinteressierten bei Beratungsangeboten inzwischen Frauen seien, findet sie ermutigend. Das Land kann ihrer Ansicht nach viel zu wenig Wagniskapital vorweisen.
Finanzieller Unterschied eklatant
Es müsse die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewährleistet sein. Sie beklagte, dass von einer flächendeckenden Kinderbetreuung nicht die Rede sein könne.
Für Alena Trauschel ist der finanzielle Unterschied bei Männern und Frauen eklatant. Männliche Startup-Gründer würden laut Erhebungen deutlich besser bewertet, so die FDP-Politikerin. Ihrer Beobachtung nach unternimmt die Landesregierung nichts, um die Situation grundsätzlich zu ändern. „Warme Worte und ein bisschen Vernetzung reichen nicht“, sagte sie.
Für Ruben Rupp (AfD) ist die Idee einer Gleichstellung falsch und „Ausfluss einer links-woken Ideologie“. Gleichstellung um jeden Preis, die vom Staat erzwungen werden solle, anstatt Chancengleichheit ist für ihn Kommunismus und „ideologisch verbohrter Unsinn.
Quelle/Autor: Rainer Lang