Themen des Artikels

Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen

Bachelorarbeiten aus den Verwaltungshochschulen

Wie man mehr Personal für Kindertageseinrichtungen gewinnt

Es braucht Anreize, um sich den Beruf eines Erziehers vorstellen zu können. Milena Kreczmarsky hat das in ihrer Bachelorarbeit untersucht und gibt im Artikel Tipps zur Personalgewinnung.

Es fehlt an Fachkräften in Kindertageseinrichtungen.

dpa/Sebastian Gollnow)

RENNINGEN. Der pädagogische Fachkräftemangel in Kindertageseinrichtungen spitzt sich immer mehr zu. Nach einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung wird bis 2030 eine Personallücke von über 41.000 Personen entstehen, wenn die Empfehlungen der Bertelsmann Stiftung für „kindgerechte Personalschlüssel für alle KiTa-Kinder als auch für eine professionelle Personalausstattung für Leitungsaufgaben“ bei gleichbleibenden Angeboten umgesetzt werden sollen. Das würde bedeuten, dass das Angebot der Ausbildungsplätze um 114 Prozent gesteigert werden müsste.

Laut der HiSKiTa-Studie der Bertelsmann Stiftung aus dem Jahr 2020 können die pädagogischen Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen die verfügbaren Ressourcen wie Personal, Zeit, Raum und ihre eigenen Ansprüche an ihr pädagogisches Handeln nicht mehr miteinander vereinbaren. Es entsteht eine große Spannung, welche zu Unzufriedenheit führt und das Wohlbefinden der Kinder reduziert. Zudem kann es keine individuelle Förderung der einzelnen Kinder mehr geben, da dafür die Zeit und das Personal fehlen. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, wird häufig unqualifiziertes Personal eingestellt, wodurch ebenfalls die Qualität des pädagogischen Handelns vermindert wird.

Der Spagat zwischen den verfügbaren Ressourcen und den eigenen Ansprüchen führt dazu, dass nicht nur zu wenig neues Personal gewonnen werden kann, sondern auch bestehendes Personal die Einrichtungen verlässt. Deshalb ist es besonders wichtig, attraktive Anreize zu bieten, welche das Personal zum Kommen und Bleiben bewegen.

Bei Ansprache auf Altersgruppe achten

Im Bereich der Personalgewinnung ist es wichtig, sich auf einem breiten Feld zu bewegen. Es gibt nicht die eine Methode, wie am besten Personal gewonnen werden kann. Außerdem ist es wichtig, sich zuvor Gedanken darüber zu machen, welche Altersgruppe man besonders ansprechen möchte. Durch eine Befragung hat sich rausgestellt, dass man beispielsweise bei der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen mehr Erfolg über Schulpraktika und einen Tag der offenen Tür hat, außerdem über das Inserat in der Zeitung, auf Social Media oder auf der Homepage. Bei der Gruppe der 25- bis 34-Jährigen sollte noch zusätzlich der Bewerbungsvorgang digitalisiert werden.

Mehr zum Thema

Lesen Sie in unserem Journal „Suchen. Finden. Binden“ wie Sie Fachkräfte gewinnen und halten. Weitere Infos für Personaler in der öffentlichen Verwaltung finden Sie in unserem Themenüberblick Beruf und Karriere sowie in unserem Newsletter Personal.

Für alle Altersgruppen ist es wichtig, dass mit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Arbeitsplatzsicherheit, Entwicklungschancen, einer guten Ausstattung in der Kita und mit einem ansprechenden Konzept des Trägers, beziehungsweise der Einrichtung geworben wird. Zudem sollte eine Arbeitgebermarke entwickelt werden, mit der Frage „Was macht uns als Arbeitgeber so besonders, dass man genau hier anfangen möchte zu arbeiten?“.

Bindung entsteht durch verschiedene Faktoren

Im Bereich der Personalbindung ist eine ganzheitliche Betrachtung aller vier Bindungsrichtungen und -ebenen wichtig. Es gibt viele verschiedene Gründe, weshalb eine Bindung zum Arbeitsplatz entsteht, dies können die Kollegen sein, das Verhalten des Vorgesetzten oder Trägers oder auch die Tatsache, die Einrichtung als Kind selbst besucht zu haben. Um die Bindung zu stärken, sollte versucht werden, verschiedene Maßnahmen umzusetzen. Dazu gehören Teambuilding-Maßnahmen, Angebote für Mitarbeitergespräche, Wertschätzung, beispielsweise durch Mitgestaltungsmöglichkeiten und das die Meinung der Mitarbeiter zählt oder die Verbesserung der Ausstattung in der Einrichtung wie das Schaffen von Rückzugsmöglichkeiten.

Weitere Bachelorarbeiten finden Sie in unserer Themenübersicht „Bachelorarbeiten aus den Verwaltungshochschulen“.

Auch die Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements gehört dazu, durch welches beispielsweise rückenfreundliche Stühle angeschafft werden. Die Kommunikation zwischen Träger und Einrichtung, aber auch unter den Einrichtungen selbst spielt eine große Rolle, diese sollte als Möglichkeit genutzt werden, um beispielsweise Probleme zu lösen oder sich einfach auszutauschen.

Es kommt nicht nur auf die Bezahlung an

Das über 50-Jährige pädagogische Fachpersonal wird immer mehr und die Kinder werden nicht weniger. Der Beruf des Erziehers ist nicht mehr so attraktiv, wie er einmal war. Durch eine zu geringe Bezahlung hat der Beruf an Attraktivität verloren. Darum ist es umso wichtiger, jetzt mit Veränderungen anzufangen. Die Kommunen müssen sich aktiv bemühen, vorhandene Kräfte zu binden und besonders Nachwuchskräfte zu gewinnen.

Besonders Änderungen in finanzieller und personeller Hinsicht sind erforderlich. Der empfohlene Personalschlüssel ist laut den Fachkräften als zu niedrig angesetzt und die Bezahlung für die hohe Belastung viel zu niedrig. Aber nicht nur eine bessere Bezahlung ist von Bedeutung, sondern auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Mobilitätsförderung, ein betriebliches Gesundheitsmanagement und eine gute und moderne Ausstattung in den Einrichtungen. Auch auf die Kommunikation zwischen Einrichtung und Träger wird viel Wert gelegt.

Über die Autorin

Milena Kreczmarsky kommt aus dem Landkreis Böblingen und hat im Februar 2022 ihr Studium im Studiengang Public Management an der Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen Ludwigsburg abgeschlossen. Seit März 2022 ist sie bei der Gemeinde Magstadt tätig.

„Ich habe mich für das Thema entschieden, da ich in meine erste Praxisphase bei der Stadt Renningen in der Abteilung Kinder und Familie verbringen durfte und dabei erste Einblicke in die Kindergartenverwaltung bekommen habe“, erzählt sie. „Dabei konnte ich selbst sehen, dass es immer mehr Kinder und immer weniger pädagogische Fachkräfte für die Kindertageseinrichtungen gibt. Deshalb wollte ich im Rahmen meiner Bachelorarbeit Anregungen herausarbeiten, wie jede Kommune als Träger diverser Kindertageseinrichtungen dem pädagogischen Fachkräftemangel entgegenwirken kann, indem neue pädagogische Fachkräfte gewonnen und vorhandene pädagogische Fachkräfte gebunden werden.“

E-Mail für Rückfragen: m.kreczmarsky@yahoo.com

Quelle/Autor: Milena Kreczmarsky

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 189 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren

Lesen Sie auch