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FDP im Landtag: „Die Zukunft des Weinbaus sieht düster aus“
STUTTGART. Mit fast 400.000 Angestellten und 11,5 Milliarden Euro Umsatz ist der Weinbau eine Leitökonomie Baden-Württembergs. In der Landtagsdebatte über einen entsprechenden Antrag der Grünen verwies Reinhold Pix, der Sprecher für Wald und Wein, auf die großen Herausforderungen für die Branche: „Der Klimawandel bringt Extremwetterlagen, neue Schädlinge und Krankheiten, die Corona-Lockdowns brachten enorme finanzielle Einbußen, die vielen Betrieben trotz Unterstützungen sehr zugesetzt haben, und zudem steckt der Weinbau in einem Transformationsprozess, weil uns das Biodiversitätsstärkungsgesetz 50 Prozent weniger Einsatz von Pflanzenschutzmittel setzt zum Ziel setzt.“ Agrarminister Peter Hauk (CDU) verlangt, den Veränderungen vor allem mit Innovation zu begegnen, denn die stünden für Fortschritt – „und nicht der Verzicht“.
Das Land versteht sich bundesweit als Vorreiter, beispielsweise beim Erhalt von Steillagen. An der Mosel würden nur noch 30 Prozent der ursprünglichen Flächen bewirtschaftet, sagt Hauk, „wir reagieren mit Sprühdrohnen, da sind wir Pioniere“. Deren Einsatz sei gesetzlich geregelt und für 50 Hektar bereits genehmigt. Außerdem verfüge Baden-Württemberg in der Erforschung pilzresistenter Rebsorten über Leuchttürme „vielleicht sogar weltweit“. Auch Pix lobte die als Piwi bekannten und bei langer Nässe robusten Neuzüchtungen. „Egal ob Bio oder konventionell, der Einsatz von pilzwiderstandsfähigen Rebsorten ist das Gebot der Stunde“.
„Eine Perle“
Für die CDU bekannte Arnulf von Eyb seine Bewunderung gerade für die jungen Winzerinnen und Winzer: „Was sie tun und wie sie dafür sorgen, dass der Berufsstand für uns bleibt, was er ist, das ist eine Perle.“ Alle Abgeordneten sollten in Restaurants oder Hotels im Land, in denen kein heimischer Wein auf der Karte steht, anmahnen, dass sich das ändert.
Wein sei seit Jahrhunderten ein wichtiges Kulturgut, so Jonas Weber (SPD). Alkoholkonsum dürfe aber gerade hier im Landtag auch nicht verherrlicht werden. „Damit das Genussmittel bleibt was es ist, muss auch das Suchtproblem angesprochen werden“, forderte der Rastatter Abgeordnete: „Ich mag Wein, und deshalb kann ich die Dinge hier zusammenbringen.“
„Zukunft sieht düster aus“
Für Klaus Hoher (FDP) sieht „die Zukunft des Weinbaus düster aus“. Die Landesregierung brumme den Winzern zu den vielen Herausforderungen noch zusätzliche Auflagen und Einschränkungen für die Bewirtschaftung auf, „um die ideologiegetriebenen Ziele ihres Biodiversitätsstärkungsgesetzes durchzupeitschen“. Mit der Reduzierung des Einsatzes chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel um 40 bis 50 Prozent werde Weinbaubetrieben die Existenzgrundlage genommen, „und die Landesregierung sieht tatenlos zu, wie vor allem immer mehr Zuerwerbs- und Nebenerwerbswinzer ihre Weinberge aufgeben müssen“. Und bei der dringend benötigten Forschung und Zulassung neuer Pflanzenschutzmittel schiebe sie die Verantwortung auf die Forschungsaktivitäten großer Unternehmen ab.
„Was die Reblaus, Kriege, ein sibirischer Februar oder Hagel nicht schafften, wird diese Regierung mit ihrer Politik schaffen, unzählige Weinbetriebe stehen vor dem Aus“, kritisierte auch der weinbaupolitische AfD-Fraktionssprecher Bernhard Eisenhut. Es sei aber Aufgabe der Regierung, sich schützend vor diese Betriebe zu stellen und nicht deren Existenz zu gefährden. Nur seine Fraktion stelle sich in der Agrarpolitik schützend vor die Bauern und Winzer.
Quelle/Autor: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer