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Arbeiten im Abfallwirtschaftsbetrieb: Naturwissenschaftliches Wissen gefragt
STUTTGART. Langweilig wird es Marius Kreutzberger nicht. Der 29-Jährige arbeitet beim Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Esslingen (AWB-Es). Er ist Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaftstechnik. Ein Beruf, der ihm zufolge viel Abwechslung bietet. Auf dem Recyclinghof in Esslingen-Zollberg werden beispielsweise alte Elektrogeräte, Metallschrott, Altglas, Papier und Kartonagen abgegeben.
Der Kontakt zu Menschen gehört zur Arbeit. Wie müssen Farben und Lacke entsorgt werden, wenn sie flüssig oder ausgehärtet sind? Wo werden Säuren, Laugen oder Nachtspeichergeräte beseitigt? Täglich berät Kreutzberger die Menschen, die auf den Recyclinghof kommen zu allen Fragen rund um das Thema Abfall.
Kompostierung überwachen und steuern
Auf dem Gelände gibt es auch eine Kompostieranlage. Hier entsteht aus angeliefertem Grünschnitt Kompost. Ein Vorgang, bei dem neben- und nacheinander chemische und biologische Prozesse ablaufen, die Kreuzberger in seiner dreijährigen Ausbildung kennengelernt hat. Faktoren wie Temperatur, Feuchtigkeit, pH-Wert und das Verhältnis von Kohlenstoff und Stickstoff im Ausgangsmaterial sind wichtig, damit die an der Kompostierung beteiligten Mikroorganismen den Verrottungsprozess optimal beeinflussen. Mit seinem Wissen begleitet, überwacht und steuert der 29-Jährige jede Phase in der das organische Material abgebaut wird.
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Landschaftsgärtner, aber auch Privatleute kaufen den entstandenen Kompost. „Ihnen erkläre ich oft, aus welchen Bestandteilen das Material besteht und für welche Zwecke es geeignet ist“, so Kreutzberger. Grünschnittkompost weist laut Manfred Kopp nur halb so viel Düngewert auf, wie Biokompost. „Solche Sachverhalte sind“, dem ABW-Es-Geschäftsführer zufolge, „wichtig, weil sich daraus ganz unterschiedliche Anwendungsgebiete ergeben.“ Jede Beratung in diesem Bereich muss also die individuellen Anforderungen des Abnehmers berücksichtigen. Zu Kreuzbergers Ausbildung zählen auch labortechnische Inhalte. So hat er etwa gelernt, wie sich der Brennwert von organischen Stoffen ermitteln lässt, wie pH-Wert-Messungen ablaufen, wie sich Schwermetall-Belastungen nachweisen und Wasseranalysen durchführen lassen.
Das naturwissenschaftliche Wissen der Fachkräfte für Kreislauf- und Abfallwirtschaftstechnik ist groß und breit gefächert. Laut Kopp sind sie als Beschäftigte in vielen Bereichen, wie zum Beispiel Laboren, Kläranlagen, Bauhöfen oder Entsorgungsbetrieben gefragt. Vorgaben der Umweltgesetzgebung spielen auch bei Kreutzberger auf dem Recyclinghof eine Rolle. Die Beschäftigten sorgen dafür, dass der Boden-, Wasser-, Geruch- und Lärmschutz gewährleistet ist, wie Kopp betont. Auch das Kreislaufwirtschaftsgesetz ist ein wichtiger Bestandteil in der Ausbildung und bei der täglichen Arbeit.
Verbundstoffe machen Recycling schwierig
In ihm ist geregelt, welchen Anforderungen die Verwertung und Beseitigung von Altholz genügen muss. Kreuzberger zufolge stuft die entsprechende Verordnung Altholz in Schadstoffklassen ein: „Damit ist geregelt, wer, was, wie entsorgen, lagern oder weiterverarbeiten muss.“ Für ihn heißt das, dass er jede Altholzlieferung kontrollieren und auf Basis der Zusammensetzung entscheiden muss, ob er das Material annimmt oder nicht und wie damit weiter verfahren wird.
„Das Schwierige am Recycling ist heutzutage, dass es immer mehr Verbundstoffe, also Materialmix, gibt“, sagt Kreutzberger. „Beispielsweise wird Pappe immer mehr mit Kunststoff vermischt und Kunststoff, den man etwa im gelben Sack findet, ist oft nicht sortenrein und damit teils nicht recyclebar.“
Für ihn heißt das: Er muss nicht nur die verschiedenen Materialien und die Stoffe aus denen sie bestehen kennen, sondern auch den technischen Fortschritte beim Recycling im Blick haben. Schließlich muss der 29-Jährige wissen, welche – auch neu entwickelten – Stoffe er annehmen darf und an welche Fremdfirma er sie für die weitere Verwertung, weiterreichen kann. Kreutzberger macht sein Job Spaß: „Der Beruf ist vielseitig und die Abfall- und Recyclingindustrie wird immer Bedeutung haben, weil der Mensch laufend Müll erzeugt. Der Job hat also Zukunft.“
Quelle/Autor: Daniela Haußmann