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Bademeister haben die Sicherheit der Badegäste immer im Blick
STUTTGART. 30 Meter Streckentauchen, Transportschwimmen über 50 Meter in höchstens eineinhalb Minuten, wobei beide Personen bekleidet sind: Wer als Fachangestellter für Bäderbetriebe arbeitet, muss fit sein – und gut schwimmen können. Ausdauer und Schnelligkeit sind gefragt, wenn es darum geht, im schlimmsten Fall verunglückte Badegäste aus dem Wasser zu ziehen. Dass dies in Schwimmbädern, gemessen an der Zahl der Badenden, selten geschieht, ist das Verdienst der Leute, von denen mancher Badegast meint, „die stehen nur am Beckenrand rum“.
Das Berufsbild und die Erwartungen der Besucher haben sich gewandelt
Doch die Badeaufsicht ist nur ein Aspekt der Tätigkeit. Daneben stehen Verwaltungsaufgaben an, die Wartung und Pflege der technischen Anlagen, der Sanitäts- und Rettungsdienst und nicht zuletzt die Betreuung der Badegäste. Neben der Affinität zum Wasser(-sport) sind also Interesse an Technik, Chemie, Organisation und Kommunikation gefragt.
Uwe Klatte ist Ausbildungsleiter bei den Bäderbetrieben Stuttgart und schon lange im Geschäft. „Das Berufsbild hat sich gewandelt, aber auch die Erwartung an die Bäder“, sagt er. Früher lag ein Schwerpunkt der Ausbildung auf dem technischen Bereich – der „Bademeister“, wie er damals noch hieß, war auch Experte für die Heizungs- und Filteranlagen – , die Badegäste kamen zum Schwimmen. Heute werden die Anlagen oftmals extern gewartet und es sind Spaßbäder gefragt.
Aber die kommunalen Bäder erfüllen auch einen staatlichen Auftrag. „Wir stellen sicher, dass Menschen ihrem Sport nachgehen, schwimmen können und dass Kinder schwimmen lernen“, so Klatte. „Wir sind durch ein Wirtschaftskonzept abgesichert, sodass wir keinen Gewinn erwirtschaften müssen. Natürlich sollte die Wirtschaftlichkeit gewährleistet sein, obwohl der Eintrittspreis so gestaltet ist, dass jeder kommen kann.“
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Diesen betriebswirtschaftlichen Aspekt muss er den etwa 20 Lehrlingen bei den Bäderbetrieben Stuttgart, die ihre dreijährige Lehre absolvieren, vermitteln. Aber es geht auch darum, dass die Fachangestellten pädagogisch geschult werden, damit sie später Schwimmunterricht geben können. „Das reicht vom Babyschwimmen bis zu Schwimmkursen für Erwachsene“, sagt Klatte. Angebote für Wassergymnastik könnten ebenso dazugehören, „auch da müssen die Fachangestellten wissen, was für Übungen man machen kann, die den Leuten guttun“.
Zum Wohlfühlen im Bad gehört wesentlich der Technikbereich von der Wasseraufbereitung über das Heizen bis – in Hallenbädern – zum Lüften. Drei Mal am Tag werden zum Beispiel im Inselbad in Stuttgart-Untertürkheim Wasserproben entnommen.
Bäder sind durch Fachpersonal sichere Vergnügungsorte
Auch die Sicherheit ist ein wichtiges Thema. „Natürlich muss ein Fachangestellter Wasserrettung und Erste Hilfe können“, so Klatte. „Es ist wichtig, Verletzungen einzuschätzen und die richtige Rettungsmaßnahme zu ergreifen.“ Nach Angaben der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft sind 2019 bundesweit 417 Menschen ertrunken, davon elf im Schwimmbad. In Baden-Württemberg gab es insgesamt 37 Badetote. Schwimmbäder sind durch die Aufsicht durch das Fachpersonal recht sichere Vergnügungsorte, auch, weil dieses auf die Einhaltung der Haus- und Badeordnung dringt.
Die durchzusetzen, ist manchmal schwierig. „Wir müssen den Azubis Tipps und Tricks beibringen, wie man mit dem Badegast umgeht, weil die teilweise sehr aggressiv sind“, so Klatte. „Das gehört mittlerweile leider auch zum Berufsbild.“ Im Rahmenplan der Ausbildung spiegele sich dies noch nicht. „Die Leute vergessen, dass das Bad ein Veranstaltungsort ist, der sie wenig Eintritt kostet, aber dank der Badmitarbeiter größtmögliche Sicherheit, Spaß, Abwechslung und Freude bietet“, sagt Klatte.