Themen des Artikels
Um Themen abonnieren und Artikel speichern zu können, benötigen Sie ein Staatsanzeiger-Abonnement.Meine Account-Präferenzen
Rathaus Hemmingen: Seit 1985 dient ein Schloss als Verwaltungssitz
HEMMINGEN. Seit dem 26. Oktober 1985 ist das Schloss der Familie Varnbüler Sitz der Gemeindeverwaltung Hemmingen (Landkreis Ludwigsburg). Dafür ist es in den 80er-Jahren aufwendig renoviert worden. Zuvor diente das Rathaus an der Hauptstraße aus dem Jahr 1842 als Verwaltungssitz. Es wurde als erstes eigenständiges öffentliches Gebäude errichtet.
Nach dem 2. Weltkrieg war jedoch schnell klar, dass der Platz im Rathaus Hemmingen für den steigenden Personalbedarf nicht mehr ausreichte. 1965 musste die Feuerwehr aus dem vom Keller bis zu Decke im Obergeschoss reichenden Raum weichen. Eine Zwischendecke schaffte vorübergehend Raum für die Finanzverwaltung und den Notarvertreter. Die Gemeinde schmiedete Baupläne für ein neues Rathaus. Doch wegen der finanziell angespannten Lage stellte die Verwaltung die Pläne zurück.
Räumlich getrennte Verwaltungen des Rathauses Hemmingen
Als Übergangslösung wurde deshalb 1975 die Finanzverwaltung in zwei gemeindeeigene Wohnungen in der Seestraße untergebracht. Im frei gewordenen Raum zog unter anderem das Einwohnermeldeamt ein. Dies löste zwar das Problem der Raumnot, schaffte jedoch ein neues: Die Verwaltungen waren nun räumlich voneinander getrennt. Das erschwerte die Arbeit der Verwaltungen.
Doch auch 1979 war an einen Neubau aus finanziellen Gründen nicht zu denken. Die Verwaltung bat also den Gemeinderat darum, Ideen für eine kurzfristig umsetzbare Raumlösung zu sammeln: Rasch kam das Schloss Hemmingen ins Spiel. Nach einigen Untersuchungen, Besprechungen mit dem Eigentümer des Schlosses – Baron von Varnbüler – und teils konträren Diskussionen im Gemeinderat, ist am 8. Juni 1982 die Entscheidung gefallen. Das Schloss soll als Rathaus angemietet werden inklusive eines größeren Teils des Schlossparks.
Böse Überraschungen im neuen Rathaus Hemmingen
Nach erfolgreicher Aufnahme ins Landessanierungsprogramm starteten im Mai 1984 die Umbauarbeiten des Schlosses. Leider blieb die Verwaltung nicht von bösen Überraschungen verschont. So stellte sich der Fachwerkbau an der Nordseite, der als Sanitärbereich geplant war, in einen ebenso schlechten Zustand dar, wie das Dachgeschoss im westlichen Flügel. Weitere kleinere Unwägbarkeiten fraßen die im Kostenvoranschlag eingebaute 10-prozentige Reserve von 250.000 DM auf.
Erfreulich war jedoch, dass die Verwaltung alte Zeichnungen von Axel von Varnbüler aus dem Jahr 1863 erhielt. Somit konnte der frühere Zustand der Räume im neuen Rathaus Hemmingen nachvollzogen werden. Die Vorlage ermöglichte die Wiederherstellung der Decken- und Wandbemalungen in den Repräsentationsräumen und im Treppenhaus.
Schloss ist ein Steinhaus aus dem 12. Jahrhundert
Beim ursprünglichen Schloss Hemmingen handelt es sich um ein Steinhaus aus dem 12. Jahrhundert, welches 1492 restauriert wurde. 1722 wurde es innen und außen umgestaltet und mit einem Westanbau versehen. Dieses alte Schloss ist der westliche Teil des heutigen. Der südwestlich davon liegende Bau entstand 1542 unter Ludwig von Nippenburg. Er war durch einen Gang mit dem alten Schloss verbunden. Das untere Schlößchen, der Ostteil des heutigen Schlosses, wurde 1709 errichtet und sein Erdgeschoss diente zunächst wirtschaftlichen Zwecken. Es wurde 1788 wieder verändert, 1817 erhielt es einen nördlichen Seitenflügel.
Im Auftrag des damaligen württembergischen Ministers von Varnbüler wurde 1852 das ganze Anwesen umgestaltet. Das alte Schloss wurde durch den Anbau eines Treppenhauses, Erbreiterung nach Norden und zwei Steintürme völlig verändert. Ein Mitteltrakt verbindet das alte Schloss mit dem unteren Schloss. Im Inneren wurden zwei Geschosse zu einem hohen zusammengezogen. Hölzerne Erker und der Turm der Romantik schaffen das heutige Bild des Schlosses.
In der „Serie Rathäuser“ stellen wir eine kleine Auswahl an Rathäusern vor, die architektonisch oder geschichtlich besonders interessant sind.