Regierung räumt Nachholbedarf bei Digitalisierung der Schulen ein
STUTTGART. Auch das Kultusministerium sieht Nachholbedarf bei der Digitalisierung. „Ich kann nicht verhehlen, dass ich beim Thema Digitalisierung in den vergangenen Jahren gern mehr Engagement und mehr Vorankommen gesehen hätte“, erläuterte Staatssekretärin Sandra Boser (Grüne) ein, nachdem die SPD-Fraktion nach dem Stand der Digitalisierung der Schulen und des Unterrichts gefragt hatte. Den Vorwurf aus den Reihen der Opposition, dass die Digitalstrategie gescheitert sei, wies die Grünen-Politikerin zurück.
Stefan Fulst-Blei (SPD) kritisierte, wie das Land steuern beziehungsweise digitale Lücken schließen wolle, wenn es über keine Informationen verfüge und offensichtlich anscheinend auch nicht die Bohne bereit sei, diese zu erheben? Konkretisierungen wünscht sich der SPD-Politiker auch im Blick auf die digitale Plattform. Das Ministerium kündigte an, Instrumente zur Erhebung er Ausstattung und des Bedarfs von Schulen bereitzustellen. Um den datenschutzkonformen Einsatz der digitalen Plattform an Schulen zu ermöglichen, wird nach Angaben der Staatssekretärin eine weitere Ausschreibung nötig sein.
„Pandemie führte zu Schub in der Digitalisierung“
Man dürfe aber auch nicht übersehen, dass die anderthalb Jahre der Corona-Pandemie zu einem echten Schub an den Schulen geführt haben und dass viele Schulen sich in den vergangenen anderthalb Jahren auf einen neuen Weg in Richtung digitale Schule gemacht haben, bilanzierte Boser. Die Förderprogramme, die Land und Bund zur Verfügung gestellt hätten, seien genutzt worden, um die Schulen digital aufzustellen, fügte sie hinzu.
Ralf Nentwich (Grüne) pflichtete Boser bei. Der Digitalpakt komme in der Fläche an, sagte er und verwies auf fast 100 000 Geräte in Baden-Württemberg, die von den Medienzentren gerade administriert würden. Außerdem hätten 41 Prozent der Schulen im Land bereits einen zertifizierten Medienentwicklungsplan. Matthias Miller (CDU) betonte, dass an den Schulen eine leistungsfähige IT-Betreuung nötig sei. Der Stand der Digitalisierung an den Schulen dürfe nicht abhängig davon sein, ob sich in einer Schule vereinzelt Lehrer für die Wartung von Hard- und Software engagieren oder nicht.
FDP: Digitalisierungsstrategie ist gescheitert
Timm Kern (FDP) sieht die Digitalisierungsstrategie als gescheitert an. Er bezweifelte die Glaubwürdigkeit der grün-schwarzen Koalition, weil sie bereits fünf Jahre zahlreiche Möglichkeiten gehabt hätte, zu einem bundesweiten Vorreiter für digitale Bildung zu werden? Mit der Bildungsplattform „ella“ sei durch ein katastrophales Projektmanagement das wichtigste Digitalisierungsprojekt im Bildungsbereich von Grün-Schwarz an die Wand gefahren worden. Er erneuerte die Forderung der FDP nach einem Digitalpakt 2.0.
Hans-Peter Hörner (AfD) meinte, dass die Landesregierung bei der Digitalisierung sehr wenig vorangebracht habe. Sie lasse vor allem die Schulkinder im Stich.
Quelle/Autor: Rainer Lang