Landtag will gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen
STUTTGART. Gleich zum Start des zweiten Plenartags ging es im Landtag Baden-Württemberg ums Essen. Die Fraktion der CDU regte eine aktuelle Debatte zu „Verwenden statt verschwenden – verantwortungsvoll mit unseren Lebensmitteln umgehen“ an.
Laut Johann Heinrich von Thünen-Institut landen zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel in Deutschland jährlich im Müll, sieben wären vermeidbar. Das gilt auch für CO2-Emissionen: Zehn Prozent derer machen Herstellung und Vertrieb von Lebensmitteln aus.
Lebensmittelverschwendung sei ein gesellschaftliches, ethisches, ökonomisches sowie Klimaschutz-Problem, war man sich in allen Fraktionen einig. Unterstrichen wurde das Ziel der Nationalen Strategie des Bundes, diese bis 2030 zu halbieren.
Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) hob verschiedene Informationskampagnen hervor, wie „Zu gut für die Tonne“ und die im Land just beendete Aktionswoche „Lebensmittelretter“. Zum – oft kritisierten – Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) erläuterte er, es sei ein legales Datum. „Die Hersteller haften bis dahin, danach haben die Verteiler, Supermärkte, Tafeln die Verantwortung. Das ist ein Problem.“ Das Lebensmittel sei ja nach Ablauf des MHD nicht schlecht. „Das wird aber nicht auf Landes-, sondern auf Bundesebene entschieden.“
SPD und FDP schlagen Alternativen zum Mindesthaltbarkeitsdatum vor
Jonas Weber (SPD) hatte zuvor die Aktionen des Landes als verpufft bezeichnet. Statt Mindesthaltbarkeitsdatum, das Verbraucher oft missverstünden, forderte er ein Verbrauchbarkeitsdatum.
Georg Heitlinger (FDP) schlug wiederum ein dynamisches Verderblimit per App in der Verpackung vor, Künstliche Intelligenz und „Blockchain“ für Lieferketten, die Entkriminalisierung von Containern. Der Etat der Marketinggesellschaft Baden-Württemberg (MBW) müsse aufgestockt werden, um regionale Lebensmittel besser zu vermarkten. Letzteres wollten alle Vortragenden.
Grüne sehen Frankreich als Vorbild
Hiesiges Wildbrett sei das nachhaltigste Fleisch, das es gebe, so Sarah Schweizer (CDU). Indes monierte Bernhard Eisenhut (AfD), dass auf heimischen Feldern Biomasse statt Lebensmittel produziert würde.
Ralf Nentwich (Grüne) nannte Frankreich als Vorbild. Dort wird Lebensmittelverschwendung bestraft, Supermärkte mit über 400 Quadratmetern Ladenfläche müssen unverkaufte Lebensmittel spenden, etwa an örtliche Tafeln. Im Garten des Élysée-Palasts seien seit ein paar Jahren die Hennen Agathe und Marianne für die Resteverwertung zuständig, schmunzelte Nentwich. „Vielleicht eine gute Ergänzung zu den Bienen im Garten der Villa Reitzenstein.“
Positive Erfahrungen habe man in den Modellprojekten zu gutem Essen und gegen dessen Verschwendung in Reha, Schulen, Mensen sowie Landeskantinen gemacht. In letzteren konnte eine Reduzierung der Lebensmittelabfälle von durchschnittlich 37 Prozent erreicht werden. „Dieses Minus von 37 Prozent will man doch“, kommentierte SPD-Mann Weber. „Das Modellprojekt stammt von 2018. Jetzt wird es Zeit, dieses weiter in die Fläche zu tragen: Machen sie es doch einfach in allen Kantinen in diesem Land.“
Quelle/Autor: Petra Mostbacher-Dix