Kommentar

Wir sollten privates Kapital für eine Investitionsoffensive nutzen

Bröckelnde Straßen, Brücken und Schienen, veraltete Wohn- und Schulgebäude, fehlende Infrastruktur für Strom, Wasserstoff und Wärme: Bundesweit gibt es einen gigantischen Investitionsbedarf. Der Staat schafft das nicht allein. Weshalb nicht private Investoren mit ins Boot holen? Ein Kommentar von Wolfgang Leja. 

Ein Mineur in einer Salzmine bei Heilbronn, durch die später einmal die 700 Kilometer lange Stromautobahn Sudelink führen wird.

dpa/REUTERS/Kai Pfaffenbach)

Deutschland lebt von seiner Substanz. Wenn das Land wieder auf einen Wachstumspfad kommen will, braucht es eine Investitionsoffensive. Denn Straßen, Brücken und Schienen, Wohn- und Schulgebäude müssen modernisiert und die Infrastruktur für Strom, Wasserstoff und Wärme aufgebaut werden. Die Summen, um die es geht, gehen in die Billionen.

Sechs Billionen Euro für die Energieversorgung

Erst kürzlich verwies der Sparkassenpräsident Matthias Neth auf Berechnungen, wonach allein für die Dekarbonisierung der Wirtschaft und der Energieversorgung in Deutschland bis 2045 rund sechs Billionen Euro an Investitionen nötig seien. „Das sind sechs Prozent des jährlichen Bruttoinlandsprodukts“, sagte er. Solche Summen kann der Staat nicht allein stemmen. Dabei mangelte es nicht an Geld – wenn man auch private Investoren mit ins Boot holen würde.

Banken, Fondsanbieter, Altersvorsorger und Versicherer suchen Investitionsmöglichkeiten. Die Sparkassen-Finanzgruppe Baden-Württemberg macht es vor. Sie will ihre Kunden an der Transformation der Energieversorgung in Baden-Württemberg beteiligen. Das Südwestkonsortium unter Führung der SV Sparkassenversicherung mit mehr als 30 Sparkassen, Banken, Versicherungen und Körperschaften aus Baden-Württemberg hatte im Mai 2023 einen Anteil von 24,95 Prozent an dem baden-württembergischen Übertragungsnetzbetreiber Transnet BW vom bisherigen Eigentümer, der EnBW in Karlsruhe erworben. Jetzt wollen die Sparkassen ihre Kunden mit einem Sparkassenbrief an dieser Investition beteiligen.

Deutsche Sparer können profitieren

So würde auch der gemeine deutsche Sparer profitieren. Schließlich lässt er sein Geld bislang viel zu oft zinslos auf dem Giro-Konto liegen oder bringt es an die Wallstreet, wo es statt für deutsche für US-amerikanische Unternehmen arbeitet.

Der Staat sollte Investoren und Sparern neue Wege eröffnen, wie sie ihr Geld hierzulande bürokratiearm in Infrastrukturvorhaben anlegen können. Im Mai hat das Bundesfinanzministerium einen entsprechenden Entwurf vorgelegt. Das könnte ein erster Aufschlag sein.

Aber es braucht auch einen Bewusstseinswandel in der Gesellschaft: Privates Kapital ist nicht per se böse und Renditen sind nicht des Teufels. Vielmehr könnte eine Win-win Situation entstehen, die unser Land wieder auf einen Wachstumspfad führen würde.

Nutzen Sie die Vorteile unseres

Premium-Abos. Lesen Sie alle Artikel aus Print und Online für

0 € 4 Wochen / danach 189 € jährlich Nachrichten aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren